Bibelabenteurer-Magazin und Veranstaltungen im September (und darüber hinaus)

In letzter Zeit war sehr viel los. Darunter hat die Öffentlichkeitsarbeit etwas gelitten und das ist natürlich schlecht. Daher eine Übersicht in Kürze:

Am 2. September erscheint unser (kostenloses) Magazin »Bibelabenteurer« als Ergänzung zur Website. Darin enthalten sind einige Artikel über biblische Themen: »Auf den Spuren Abrahams: Von Haran ins Heilige Land«, »Ära des Untergangs: Die Zeit von Daniel«, »Eine Momentaufnahme der Auferstehung? Das geheimnisvolle Turiner Grabtuch« und »Jerusalem: Expedition mit Tunnelblick«. Das Magazin gibt auch einen Überblick über die Arbeit von MORIJA und ASEBA Deutschland, das Projekt »Papierblatt« wird ebenfalls vorgestellt. Wir freuen uns, dass Stefan Gödde ein Vorwort dafür geschrieben hat. Er ist bekannt als Galileo-Moderator und ihn haben wir 2018 im Hiskiatunnel getroffen. Ein sympathischer Typ mit einem erfreulichen Gespür für das wirklich Wichtige im Leben.

Im September stehen einige Veranstaltungen auf dem Programm, bei denen wirals MORIJA mit dabei sind und das Magazin teilweise unter die Leute bringen wollen:

Tag des offenen Denkmals: Am Sonntag, 8. September lautet das Thema des bundesweiten Thementags: »Modern(e): Umbrüche in Kunst und Architektur«. Heide Dittus und ich werden in Sulz am Eck auf einem Spaziergang durchs Dorf ab 13:30 Uhr (Treffpunkt Gemeindehalle) diesem Jahresthema auf der Spur sein. Wir machen eine Runde durch das neugestaltete »Kloster«, besichtigen das Gemeinschaftshaus mit einer schön gestalteten Vitrine zum Thema »Kirche, Kinderkirche und Konfirmation«, gehen dann an der Kirche vorbei zum Friedhof, wo vor kurzem verschiedene Grenzsteine dem Grubstock hinzugefügt wurden. Wer möchte, kann anschließend noch zum Brauni-Treff auf dem CVJM-Freizeitgelände zu Kaffee und Kuchen mitgehen.

In Schwäbisch Gmünd findet vom 13. bis 15. September 2019 im Gästezentrum Schönblick die Tagung für Biblische Archäologie der Studiengemeinschaft Wort und Wissen statt. MORIJA wird dort mit einem Infostand präsent sein. Die Tagung trägt den Titel: »Fenster zur Vergangenheit der Bibel: Assyrien, Ägypten und die Süd-Levante: Chronologie, Geschichte, Bilderkunst und Epigraphik«.

Am darauffolgenden Wochenende findet ebenfalls auf dem Schönblick der Israel-Kongress »Israel – Licht der Welt?!« statt, von Donnerstag, 19. bis Sonntag, 22. September. Dort werden wir gemeinsam mit ASEBA Deutschland unsere Arbeit präsentieren. Im Rahmen der Seminare werde ich Einblick geben in »Die Archäologie Jerusalems: Auf den Spuren von Hiskia, Salomo und Abraham«.

Eine besonders wichtige Veranstaltung ist der »Gemeinsame Fachtag Antisemitismus« des baden-württembergischen Innenministeriums und der Israelitischen Religionsgemeinschaft in Stuttgart. Unser Zeitzeugen-Projekt »Papierblatt« wird dort am Nachmittag dem Publikum vorgestellt.

Die Vorbereitungen für all diese Dinge haben mich in den letzten Wochen in Trab gehalten, dazu viele weitere laufende Film- und Web-Projekte. Die Veröffentlichung einer neuen ASEBA-Bibel-Multimedia-Präsentation wird hoffentlich in diesem Jahr noch gelingen, die Übersetzung der Biografie des Holocaust-Überlebenden Mordechai Papirblat ist angelaufen und das Buch soll im Januar 2020 erscheinen.

Denn auch 2020 sind schon zwei interessante Veranstaltung unter Mitwirkung von MORIJA geplant:

Eine Tagung zu »75 Jahre Befreiung von Auschwitz« mit einem Vortrag einer Auschwitz-Überlebenden am Holocaust-Gedenktag, dem 27. Januar.

Ein Tagesseminar »Bibel und Wissenschaft« der Zellerstiftung in Nagold mit dem Titel »Showdown in Jerusalem« mit archäologischen Erkenntnissen und biblischen Gedanken über die Zeit von Hiskia, Jesaja und Sanherib. Termin: Samstag, 28. März 2020.

Es läuft also allerlei Interessantes parallel – auch die Erforschung der »Siedlungsspuren« geht in die neue Runde, nachdem die entsprechenden Ackerflächen nun abgeerntet sind. Darüber mehr beim nächsten Mal.

Viele Grüße
Timo Roller
16.8.2019, KW33

Vier Tage auf der Suche nach Spuren der Vergangenheit

Eine kurze und intensive Reise nach Israel liegt hinter uns: Thorsten Trautwein, Schuldekan der Kirchenbezirke Calw-Nagold und Neuenbürg, flog mit mir am vergangenen Samstagabend in Zürich los. Wichtigster Anlass des Kurztrips war der Besuch bei Mordechai Papirblat, dessen Namen wir vor einigen Jahren für unser gemeinsames Projekt gewählt hatten: »Papierblatt – Holocaust-Überlebende berichten«.

Nach Nachtflug und Zugfahrt kamen wir am Sonntag pünktlich zum Frühstück in Maalot an, wo unsere Freunde von Zedakah ein Pflegeheim für Holocaust-Überlebende betreiben.

Rachel M., eine Bewohnerin, erzählte uns und der Kamera ihr bewegendes Schicksal. Wir werden das Interview für www.papierblatt.de aufbereiten.

Danach fuhren wir nach Kapernaum, wo wir Fotos und Filmaufnahmen für ein Fortbildungsprojekt des Schuldekans machten.

Entlang des Sees Genezareth ging es zum Kibbuz Gesher: Dort lebte Mordechai Papirblat nach seiner Ankunft im heutigen Israel 1946 für ungefähr ein Jahr. Die Ruinen des ursprünglichen Kibbuz direkt am Grenzzaun zu Jordanien sowie ein unterirdischer Bunker zeugen von den Spannungen, die damals vor und nach der Staatsgründung das Leben und die Existenz der Neuankömmlinge bedrohten. Im Archiv am heutigen Standort des Kibbuz forschten wir nach Bildern und Informationen – und tatsächlich fand sich die Registrierungskarte Mordechai Papirblats mit Foto in einer alten Holzbox.

Zurück in Maalot, wegen Straßensperrung am Berg Tabor vorbei, freute ich mich nach 37 Stunden wieder mal auf ein richtiges Bett.

Am Montag fuhren Gideon Bayer zusammen mit Thorsten und mir nach Süden, zum eigentlichen Anlass der Reise: Einem Besuch bei Mordechai Papirblat.

Zwischenstop machten wir in Atlit, dem Auffanglager, in dem er nach seiner Ankunft im damals britischen Mandatsgebiet zunächst als »illegaler Einwanderer« festgehalten wurde. Wenige Monate nach dem Holocaust erlebte er erneut ein Leben hinter Stacheldraht, mit Sammelduschen und Desinfektionsanlagen. Die Baracken waren allerdings relativ bequem eingerichet, man hatte persönliche Gegenständen und keine ständige Angst vor dem Tod wie in den deutschen KZs.

Im Gespräch mit einer Verantwortlichen der heute für Besucher offenen Gedenkstätte bekamen wir Einblicke in die Fluchtbewegungen der Juden aus Europa, Thorsten Trautwein forschte weiter, während ich unter Zeitdruck noch etliche Bilder vom Lager machte.

Mit einer halben Stunde Verspätung kamen wir in Ramat Gan an und wurden von Mordechai und seinem Sohn Zvi Papirblat herzlich empfangen. 4,5 Stunden lang dauerte der Besuch und die Zeit verging wie im Flug. Thorsten, der sich intensiv mit der Lebensgeschichte Mordechais befasst hatte, stellte viele Fragen über die Zeit vor und nach dem Krieg. Über die Details also, die normalerweise in den Lebensberichten (siehe hier und hier) nur eine untergeordnete Rolle spielen.

Beeindruckend, an wieviele Details sich der 96-Jährige noch erinnern kann. »Es gedenkt mir noch«, sagte er immer wieder in seinem besonderen Deutsch-Jiddisch. Meist konnten wir uns sehr gut mit ihm direkt unterhalten, nur hin und wieder erklärte ihm Gideon Bayer die Fragen auf Hebräisch.

Zvi gab Einblicke in die Familiengeschichte – eine sehr kleine Familie, ohne Onkel, Tanten, Nichten, Neffen. Denn Mordechai war der einzige aus seiner ganzen Verwandtschaft, der den Holocaust überlebt hat. Und der einzige, der nach dem Zweiten Weltkrieg noch diesen besonderen Namen trug: »Papirblat«. Mein Name ist ein Denkmal, pflegt er zu sagen. Mittlerweile ist die Papirblat-Familie gewachsen: Mordechai hat zwei Söhne, drei Enkel und seit kurzem sogar zwei Urenkel!

Trotz der langen Zeit, die wir bei Papirblats waren, hatten wir den Eindruck, es würde noch unglaublich viel zu erfahren geben. Mordechai und Zvi waren gerne bereit, sich mit uns noch einmal für den darauffolgenden Abend zu einem weiteren Besuch zu verabreden.

Thorsten und ich ließen den Tag im malerischen Sarona-Viertel ausklingen, einer ehemaligen Templer-Kolonie. Dort aßen wir neben einem Mc Donalds und zwischen vielen Hochhäusern leckeres Fladenbrot mit Humus.

Am Dienstag ging es früh los, über die neue Zugverbindung hinauf nach Jerusalem, dann um die Altstadt herum mit dem Bus zur Davidstadt, dorthin wo in Israel alles begann.

Schnell Eintritt bezahlt, die nötige Ausrüstung in die Taschen gesteckt und den Rest ins Schließfach. Dann ohne weitere Verzögerung zum Eingang des unterirdischen Bereichs und zügig zum Hiskiatunnel. Als allererste waren wir dort und hatten im Tunnel genügend Zeit für ein paar Nachuntersuchungen: Ein Blindstollen, der Zusammenschluss in der Mitte des Tunnels, ein Schacht am Ende, der Ausgangsbereich: Hier hatten wir – quasi im Auftrag von Ulrich Romberg (siehe »Expedition mit Tunnelblick«) – noch ein paar Messungen und Untersuchungen an den Wänden vorzunehmen: Spuren der Werkzeuge, Kalkausblühungen, Putzreste. Einige neue Beobachtungen und Bilder – zum Teil nur mit UV-Licht fotografiert – werden in nächstet Zeit zu verwerten sein.

Nach dem Ausstieg aus dem Tunnel ging es wieder hinauf zum Eingang, um unser Gepäck zu holen. Auf einen zweiten Durchgang durch den Warrenschacht, bei dem wir durch den (trockenen) Kanal 2 hindurch wollten, verzichteten wir wegen des inzwischen sehr groß gewordenen Andrangs. Wir stiegen außerhalb die Treppe hinab zum Quellgebäude und dann durch das Kidrontal hinunter zum Siloahteich. Von dort dann durch den Entwässerungskanal aus der Zeit Jesu hinauf Richtung Altstadt.

Wir schlenderten zur Klagemauer, dann durch das muslimische Viertel: von einer Treppe aus ein kurzer Blick zum Felsendom, weiter ließen uns die schwerbewaffneten Polizisten an dieser Stelle nicht. Durch den Shuk querten wir die Via Dolorosa, bevor wir die Altstadt durch das Damaskustor verließen.

Pünktlich kamen wir mit der neuen Straßenbahn an der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem an, wo wir um 14.30 Uhr einen Termin mit einer deutschen Mitarbeiterin im European Department hatten. Wir tauschten uns aus über Holocaust-Didaktik und gewannen wertvolle Erfahrungen aus der Arbeit in dieser bemerkenswerten Einrichtung. Es blieb dann noch kurz Zeit für den Besuch der Ausstellung, der Kinder-Gedenkstätte, des Kunstmuseums und der »Allee der Gerechten«.

Schon mussten wir uns auf den Rückweg nach Tel Aviv machen, wo wir am Abend ein weiteres Mal Mordechai Papirblat besuchen konnten. Zu einigen Details hatte Thorsten noch weitere Fragen aufgeschrieben, die der alte Mann geduldig und mit wachem Geist beantwortete. Diesmal hielten wir den Besuch natürlich kürzer, nach etwas mehr als einer Stunde verabschiedeten wir uns endgültig.

Den letzten halben Tag am Mittwochvormittag nutzten wir zu einer Ausfahrt an den Strand und einem Spaziergang nach Jaffa, wo ich selbst noch nie war. Erst nun, während meines neunten Aufenthalts in Israel, besuchte ich die alte Hafenstadt, von wo Jona auf einem Schiff Richtung Tarsis floh, um Gottes Auftrag zu entkommen. Ein Brunnen erinnert an den großen Fisch, der ihn verschluckte und wieder an Land spuckte. Aus frischgepressten Jaffa-Orangen trank ich quasi am Originalschauplatz den besten Orangensaft meines Lebens.

Und dann, nach der Mittagszeit, verließen wir schwitzend das heiße Israel und flogen zurück in die deutlich kühlere Heimat.

Nächste Woche in Jerusalem

Am kommenden Samstagabend starten wir zu zweit, Schuldekan und Papierblatt-Projektpartner Thorsten Trautwein und ich, zu einem Kurztrip nach Israel. Wenn wir am Sonntag in aller Frühe landen, werden sich wohl die After-Show-Partys des Eurovision-Songcontests in Tel Aviv schon dem Ende zuneigen und wir werden auch gleich weiter in den Norden reisen.

In Maalot besuchen wir das Altenpflegeheim für Holocaust-Überlebende von Zedakah. Am Montag geht es dann schon wieder Richtung Tel Aviv, wo wir einige Orte besuchen, die mit dem Leben von Mordechai Papirblat zu tun haben, dem Auschwitz-Überlebenden, nach dem wir unser Projekt benannt haben. Auch ihn selber werden wir besuchen.

Am Dienstag geht es dann mit der neuen Bahnverbindung nach Jerusalem, vormittags sind einige weitere Forschungen in der Davidstadt geplant, am Nachmittag haben wir einen Termin in der Gedenkstätte Yad Vashem.

Und am Mittwoch werden wir bereits wieder die Heimreise antreten.

Auf Facebook werde ich hin und wieder berichten, hier auf dieser Seite dann erst am Ende der Reise. Wer etwas mehr Informationen möchte, kann sich gerne mit seiner Handynummer bei mir melden, es gibt eine WhatsApp-Gruppe mit den aktuellsten Infos von der Reise.

Timo Roller
14.5.2019, KW20

Papierblatt-Weiterentwicklung

Foto: Roland Mayer, vielen Dank!

Am 1. Mai habe ich mit einem kleinen Infostand bei Israel-Freundestreffen bei Zedakah in Maisenbach unser gemeinsames Projekt »Papierblatt – Holocaust-Überlebende berichten« vorgestellt. Den Zeitzeugenbericht von Ben Zion Sela habe ich am Nachmittag aufgenommen und er soll demnächst unserem Videoarchiv hinzugefügt werden. Auch darüber hinaus standen die letzten beiden Wochen im Zeichen des Projekts: die weitere Strategie, technische Überlegungen und Reiseplanungen standen auf dem Programm.

Daneben wurden einige Webprojekte weiterentwickelt, z.B. ist die Homepage www.im-wachsen.de nun bereit für die neue Saison in der Wachsenden Kirche in Nagold.

Gottverlassen?

Am Tag vor Karfreitag steht mir dieses Jahr, einen Monat nach dem Besuch in Auschwitz, die Theodizee-Frage besonders vor Augen: die Frage, warum ein allmächtiger Gott Leid zulässt. Sie hat viele Christen im Lauf der Kirchengeschichte beschäftigt. Viele Atheisten schlussfolgern: Gott existiert nicht. – Warum scheint diese Welt manchmal so von Gott verlassen?

Die Asche der Opfer von Auschwitz wurde hinten in den Wäldern verteilt, Gruben und Teiche wurden aufgefüllt. Manchmal verbrannte man Leichen unter freiem Himmel, wenn die Kapazität der Krematorien nicht ausreichte. Es gibt einige wenige illegal gemachte Fotos davon. Und dort, ganz hinten, waren während unseres Besuchs die Pfützen auf den Wiesen immer noch gefroren, obwohl es in den letzten Tage gar nicht so kalt gewesen war. Hier scheint der kälteste Ort auf Erden zu sein. Wo war Gott in Auschwitz?

Ein Theologe hat kürzlich in einem Vortrag über die Sintflut gesprochen. Er hat Gott quasi Völkermord vorgeworfen. Wo war Gott, als unschuldige Menschen starben? Oder ganz aktuell: Eine der wichtigsten Kirchen der Welt steht in Flammen. Notre Dame, mitten in Paris, mitten in Europa. Wo war Gott?

Morgen ist Karfreitag: »Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen!« schrie Jesus am Kreuz. Wo war Gott auf Golgatha? Hat er seinen Sohn verlassen?

Auch wenn sich die Frage nach dem Warum wohl nicht lösen lässt, lüftet das Buch Hiob ein wenig den Blick »hinter die Kulissen«: Gott lässt sich auf ein »Experiment« mit dem Satan ein. Er lässt zu, dass Hiob Leid widerfährt. Hiob selbst bekommt diese Erklärung allerdings nicht. Gott fragt ihn nur: »Willst du mein Urteil zunichtemachen und mich schuldig sprechen, dass du recht behältst?« Gott zeigt ihm: Ich bin größer. Und schenkt ihm dann einen Neuanfang.

Einen ähnlichen Perspektivwechsel verdeutlichen auch diese Verse: »Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR, sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.« (Jesaja 55,8–9)

»Hinter den Kulissen« beweist Gott dem Bösen, dass Hiob am Glauben festhält. Mit Noah überlebt ein Gehorsamer die Katastrophe. Das Unheil, das Böse siegen nicht endgültig. Ein Foto aus dem Innern der zerstörten Kathedrale Notre Dame zeigt das Kreuz, das heil geblieben ist. Gottes Gnade hat den längeren Atem.

Während unseres Besuchs sahen wir in Auschwitz junge Menschen aus Israel, die auf ihren blau-weißen Flaggen stolz den Davidstern trugen, zuvor Zeichen der Ausgrenzung in Nazideutschland. Das Böse hat nicht gesiegt. Das Volk Israel lebt und ist – ganz wie der Prophet Hesekiel andeutet – aus dem Totenfeld auferstanden: »Siehe, ich will eure Gräber auftun und hole euch, mein Volk, aus euren Gräbern herauf und bringe euch ins Land Israels.« (Hesekiel 37,12) – Die Israel-Flaggen haben mich zutiefst bewegt, ich habe sie als Zeichen der Hoffnung verstanden.

Und wir haben in Auschwitz auch einen Regenbogen erlebt. Das Zeichen Gottes für den Neuanfang über der Arche. An Karfreitag wissen wir: Es steht wieder ein Neuanfang bevor. Das Grab ist an Ostern leer. Der Tod ist überwunden. Gott ist nicht weggeblieben, nie weggewesen. Das ist die Botschaft von Ostern: Die Gottverlassenheit hat ein Ende!

Hoffnungszeichen, Schriftzeichen – und ein besonderer Feiertag

»Zeichen der Hoffnung am schrecklichsten Ort« – so habe ich den Artikel überschrieben über die Studienreise nach Auschwitz, an der ich letzte Woche teilgenommen habe.

Junge Israelis im Lager Birkenau vor dem Eingangstor.

Auschwitz – und vor allem das Vernichtungslager Birkenau – ist ein deprimierender Ort, an dem hunderte, tausende Menschen pro Tag an der langen Rampe mit Viehwaggons ankamen: Nur zu dem Zweck, entkleidet, ausgeplündert, entmenschlicht, auf ihren Platz in der Gaskammer wartend untergebracht – und dann schließlich vergast und verbrannt zu werden. Vom Lagerführer Karl Fritzsch sind die »Begrüßungsworte« überliefert: »Ihr seid hier nicht in ein Sanatorium gekommen, sondern in ein deutsches Konzentrationslager, aus dem es keinen anderen Ausgang gibt, als durch den Schornstein des Krematoriums.«

Die Asche der Opfer wurde hinten in den Wäldern verteilt, Gruben wurden aufgefüllt. Manchmal wurden Leichen unter freiem Himmel verbrannt, wenn die Kapazität der Krematorien nicht ausreichte. Es gibt einige wenige illegal gemachte Fotos davon. Und dort, ganz hinten, waren während unseres Besuchs die Pfützen auf den Wiesen immer noch gefroren, obwohl es doch die letzten Tage gar nicht so kalt gewesen war. Hier scheint der kälteste Ort auf Erden zu sein.

In Begleitung von Schwester Mary vom »Zentrum für Dialog und Gebet« ging unsere Gruppe nach der Führung ein zweites Mal über das Lagergelände: In einer Kreuzwegmeditation wurden den Lagererinnerungen Bibeltexte gegenübergestellt. Nach einem heftigen Regenguss zu Anfang klarte der Himmel auf und ein Regenbogen erstrahlte über den Baracken von Birkenau. Welch Zeichen der Hoffnung!

Aber ein noch wichtigeres Zeichen waren die jungen Leute aus Israel, die in einer großen Gruppe an diesem Tag das Vernichtungslager besuchten. Traurig, aber selbstbewusst und patriotisch gingen sie über das Gelände. Nachdem der Davidstern zur Ausgrenzung ihrer Vorfahren missbraucht worden war, bevor sie hier eingesperrt und umgebracht wurden, ist er nach dem Krieg zur Staatsflagge Israels geworden. Diese blau-weißen Fahnen bewegten sich nun zahlreich mit den jungen Israelis über das Gelände. Die Botschaft: Der Plan der Nazis, alle Juden umzubringen, ist gescheitert. »Am Israel Chai« heißt ein bekanntes hebräisches Lied, das von den Nachkommen der Verfolgten gesungen wurde: »Das Volk Israel lebt!«

Der komplette Artikel wird voraussichtlich nächste Woche veröffentlicht.

Wie man Archiv-Perlen lesbar macht

Im Schwarzwälder Boten ist heute ein Artikel von mir erschienen über einen Deutschschriftkurs, den ich in den letzten Wochen besucht habe. Ob Notizen der Großeltern, historische Geschehnisse in den Archiven der Heimat oder Briefe aus Konzentrationslagern: Sie sind oft in der deutschen Schreibschrift geschrieben, die sich von der lateinischen Schrift unterscheidet und nicht einfach zu lesen ist. Ein großes Hindernis beim Zugang zu über 400 Jahren deutscher Schriftkultur. Und das Überraschende:

»Obwohl sie bei vielen heutigen Lesern Erinnerungen an die dunkelsten Zeiten deutscher Geschichte wachruft, war es ausgerechnet Adolf Hitler, der im Jahr 1941 die deutschen – oder auch ›gotisch‹ genannten – Schreibbuchstaben zusammen mit der gedruckten Frakturschrift hat verbieten lassen. Die traditionsreichen Buchstaben wurden als ›Schwabacher Judenlettern‹ verunglimpft und so war es der Judenhass der Nationalsozialisten, der der lateinischen Antiqua-Schrift zum Durchbruch verhalf.«

3/14: Tag der Kreiszahl Pi

Gestern war Pi-Tag, der 14. März (englisch: 3/14). Der Pi-Tag 2018 wird mir in Erinnerung bleiben, denn ein paar Tage zuvor war ich mit Ronny Reich im Hiskia-Tunnel. Ich habe von unserer Gruppe ein Foto gemacht und als Ronny meine Handy-Hülle sah (Foto), hat er irgendwie über den bevorstehenden Pi-Tag gesprochen.

Wieder zuhause merkte ich, dass meine Videoaufnahme vom Tunneldurchgang ohne Ton war. Zum Glück hatte ich ein separates Tonaufnahmegerät als Backup laufen. Nun war es notwendig, Bild und Ton zu synchronisieren!

Und da war der Pi-Tag wichtig, denn hier waren Pegelausschlag und Lippenbewegung so wunderbar zu bestimmen, dass ich an dieser Stelle Bild und Ton perfekt zusammenfügen konnte. 🙂

Und außerdem …

In den nächsten Wochen ist einiges Material aufzuarbeiten, einige Projekte sind voranzubringen, folgende Vorträge stehen auf dem Programm:

21.3.2019: Männervesper in Engelsbrand zum Thema Arche Noah.
6.4.2019: Männervesper in Schwaigern zum Thema Biblische Archäologie.
10.4.2019: Café in Effringen über Biblische Archäologie und Heimatgeschichte.
28.4.2019: Altensteig, Thema noch nicht genau festgelegt.

Zu einem Konzert von Sefora Nelson in der Kirche in Calw-Stammheim am kommenden Sonntag, organisiert von der Isaak-Stiftung, lade ich recht herzlich ein!

Und dann geht’s am 18. Mai auch dieses Jahr wieder für einige wenige Tage nach Israel: Zusammen mit Schuldekan Thorsten Trautwein möchten wir Mordechai Papirblat besuchen, den Namensgeber unseres Papierblatt-Projekts. Ein Abstecher nach Jerusalem ist ebenfalls geplant: Wir werden Yad Vashem besuchen – und den Hiskiatunnel.

Timo Roller
15.3.2019, KW11

Papierblatt-Reisen und ein Rückblick

Am Sonntag breche ich auf zur Studienreise nach Auschwitz mit Schuldekan Thorsten Trautwein, Projektpartner bei »Papierblatt«. Mit über 20 Teilnehmern werden wir das größte Konzentrationslager der Nationalsozialisten besichtigen, wo über eine Million Menschen ermordet wurden. Neben der Besichtigung werden wir Workshops durchführen, Begegnungen erleben und zum Abschluss noch die polnische Stadt Krakau kennenlernen.

Zu zweit wollen Thorsten Trautwein und ich im Mai dann nach Israel reisen, um den Namensgeber unseres Projekts, Mordechai Papirblat, zu besuchen. Er hat 900 Tage lang in Auschwitz überlebt und ist inzwischen über 90 Jahre alt. Auch die Holocaust-Gedenkstätte »Yad Vashem« und das Altenpflegeheim von Zedakah in Maalot stehen auf dem Reiseprogramm – sowie noch einmal der Hiskiatunnel.

Von der Reise im letzten Jahr in die Davidstadt von Jerusalem berichtet der Artikel »Jerusalem: Expedition mit Tunnelblick – Im Hiskiatunnel mit Ronny Reich und Ulrich Romberg«. Er enthält zahlreiche Hintergrundinformationen und eine erste Übersicht über unsere Forschungsergebnisse.

Timo Roller, 1.3.2019, KW9

Papierblatt: Eindrücke aus Ravensburg

Am Donnerstag hatten wir die Gelegenheit, unser Papierblatt-Projekt einem erlesenen Publikum zu präsentieren. Der Antisemitismus-Beauftragte des Landes Baden-Württemberg, Dr. Michael Blume, hatte unter dem Motto »Medien und Antisemitismus« ins Gebäude der Schwäbischen Zeitung nach Ravensburg eingeladen. Mit dabei war auch der Expertenrat, der aus namhaften Vertretern aus Politik, Kultur, Bildung und Religion besteht. Etwa 150 bis 200 Gäste hatten sich insgesamt eingefunden.

Nach der thematischen Einführung durch Michael Blume durften wir als eines von vier Projekten »Papierblatt« in einem 10-minütigem »Pitch« vorstellen. Frank Clesle, Geschäftsführer von Zedakah, erklärte, wie sich das Archiv mit Videointerviews aus der Zedakah-Arbeit mit Holocaust-Überlebenden in Israel entwickelte. Ich selbst berichtete über die medientechnische Umsetzung und die Bestandteile des Projekts. Zum Abschluss zeigte Schuldekan Thorsten Trautwein das Potential von »Papierblatt« für den schulischen Unterricht, gerade auch im Rahmen des Bildungsplans, als Prävention gegen Antisemitismus und als praktische Anwendung der Digitalisierung. An unserem Stand hatten wir danach die Gelegenheit für viele interessante Begegnungen und Gespräche.

Dr. Michael Blume (links) und Sascha Lobo

Der Abend begann mit einem Impulsreferat des bekannten Journalisten und Bloggers Sascha Lobo, danach wurde dem Thema des Tages in einer Podiumsdiskussion nachgegangen. Die heutige Ausgabe der Schwäbischen Zeitung berichtet darüber ausführlich.

Wir haben uns über die vielen wertvollen Begegnungen und das positive Feedback sehr gefreut und sind gespannt, ob sich eine wachsende Bekanntheit und eine zunehmende Unterstützung für »Papierblatt« aus dieser Veranstaltung entwickelt.

Um die Eroberung Jerusalems durch Nebukadnezar geht es in der DVD über »Daniel« und im neu veröffentlichten Artikel.

Diese Woche erschien auf der Website »noahsark.site« der Artikel »Ära des Untergangs: Nebukadnezar gegen Jerusalem«, den ich bereits vor zwei Jahren für die Aseba-DVD »Daniel« als historische Hintergrundinformation verfasst habe. Heute treffen wir uns auf der Mitgliederversammlung von Aseba Deutschland in Hattenhofen, um uns über laufende und zukünftige Projekte auszutauschen.

Timo Roller

16.2.2019, KW7

Neuer Artikel: Ära des Untergangs

Nebukadnezar gegen Jerusalem – zu den Hintergründen der Daniel-Geschichte.

Es gibt in der Altstadt Jerusalems Sehenswürdigkeiten, die nur selten von Reisegruppen besucht werden. Uns fiel am letzten Tag während unserer Reise 2018 auf den Spuren Hiskias ein, dass es irgendwo im Gewirr der Gässchen Mauer-Überreste aus der Zeit des Ersten Tempels geben müsste. Aber sowohl der Stadtplan als auch der Reiseführer gaben keine konkreten Hinweise darauf. Es musste einen Blick geben in die frühe Vergangenheit der eigentlich relativ »neuen« Altstadt. Es gibt einige wenige »Fenster« in die über 2500 Jahre zurückliegende Vergangenheit und wir fanden die Mauer schließlich mitten im jüdischen Viertels, ganz in der Nähe des bekannten »Cardo«, einer von Säulen gesäumten Prachtstraße aus römischer und byzantinischer Zeit. Wir standen also über dem Stück Mauer aus der Zeit des ersten Tempels, 7 Meter dick und 65 Meter lang, nach Nehemia 3,8 schlicht »Breite Mauer« genannt. Wir blickten auf ein Bauwerk aus der Zeit Salomos und Hiskias. Und aus der Zeit des wohl düstersten Kapitels in der Geschichte des Alten Israels: die Eroberung Jerusalems mit der Zerstörung des Tempels im Jahr 587 v. Chr. sowie die daran anschließende Gefangenschaft der Juden in Babylon. Bis heute hat sich die jüdische Tradition das Gedenken an dieses traurige Ereignis bewahrt.

Zum Artikel.

Gedenktag, Weltmission und Vogelfedern

Tomi Breuer hat überlebt. Er kann sich nicht daran erinnern, denn er war noch ein kleines Kind: Die Weiche auf dem Weg nach Auschwitz war für ihn in Richtung Überleben gestellt. Er kam ins Arbeitslager nach Wien, nicht ins Vernichtungslager. Und mit ihm seine Mutter, die eigentlich im anderen Zug sein sollte. In jenem mit den arbeitsfähigen Menschen, die nach Wien sollten, aber durch die Verwechslung nach Auschwitz kamen. In Wien kamen nun die Kranken, Alten und Kinder an, denen sie sich wegen ihres zweijährigen Sohnes Tomi anschloss und damit eigentlich ihr Leben wegwarf. Sie wurde später über 90 Jahre alt. Es ist auffällig, dass viele Holocaust-Überlebende sehr alt werden.

Er wollte seiner Mutter nie zuhören, als sie über diese Zeit erzählte. Tomi Breuer konnte es nicht ertragen, wenn sie dabei weinte. Sie erzählte viel, im Gegensatz zu anderen, die schwiegen. Tomis Frau und seine Kinder hatten aber für ihn das Zuhören übernommen. Nach dem Tod der Mutter erfuhr er von ihnen wie es ihr – und auch ihm – damals ergangen war.

Nun wollte er alles wissen, hat sein Schicksal rekonstruiert, erzählt es weiter. An über 200 Besucher im Bad Liebenzeller Kursaal, an 80 Schüler im Bildungszentrum Wildberg (Foto) und an weitere Schüler an weiteren Schulen. Er ist nicht verbittert oder macht uns Deutschen Vorwürfe. Er redet versöhnlich, optimistisch, dankbar, liebevoll. Dies sagt er zum Schluss zu den Schülern: Ich liebe euch. Sein Besuch brachte jede Menge bewegende Begegnungen. Und machte Mut, aus der Erinnerung Taten folgen zu lassen. Taten der Versöhnung, des Trostes und des gegenseitigen Lernens und der Zusammenarbeit.

Am kommenden Sonntag. 3. Februar 2019 sind die beiden folgenden Veranstaltungen:

Zum 163. Mal findet in Nagold am Sonntag die Lichtmesskonferenz statt. Hauptreferent ist der Fernsehpfarrer, Musiker und Autor Heiko Bräuning. »Jesus verändert die Welt!« – nach dem Text aus dem Lukasevangelium (Kapitel 2), der dem Feiertag Mariä Lichtmess zugrunde liegt, geht Bräuning der Frage nach, was das Kommen des Herrn in der damaligen Welt und bis heute bewirkt hat und noch bewirkt. Hier gilt der Fokus auch der weltweiten Mission, die schon dem Gründer der Konferenz, dem gläubigen und wohlhabenden Apotheker Gottlieb Heinrich Zeller (1794 bis 1864), sehr am Herzen lag. Ab 1857 versammelte dieser alle Missionsinteressierten am damals arbeitsfreien Feiertag. In ununterbrochener Folge lädt die Zellerstiftung seither zu dieser Konferenz ein, die Veranstaltung beginnt um 13 Uhr im Gemeindehaus »Zellerstift«. Beginn der Veranstaltung ist um 13 Uhr.

Vogelfedern sind höchst erstaunliche Gebilde: Sie sind leicht, dennoch robust, biegbar, knickfest und drehbar. Für den Flug muss aber noch vieles Weitere im Bau und Verhalten der Tiere aufeinander abgestimmt sein. Was kann man daraus über die Entstehung von Federn schließen? Sind sie ein Ergebnis von Zufällen und Auslese, wie man seit Darwin glaubt? Dr. Reinhard Junker von der Studiengemeinschaft »Wort und Wissen« ist als Referent im Sulzer Gemeindehaus am Sonntagabend zu Gast und präsentiert seine Forschungsergebnisse mit Sachverstand und eindrucksvollen Bildern. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr, der Eintritt ist frei.

Als Vor- und Nacharbeit dieser Veranstaltungen war diese Woche viel zu tun. Dazu gibt es heute Abend noch ein internes Treffen der MORIJA-Gesellschafter, bei dem es um die aktuellen Projekte und die strategische Planung geht.

Viele Grüße und ein schönes Wochenende

Timo Roller, Geschäftsführer

1.2.2019, KW5